1. Lebensweg
Der Weg, den Gott uns täglich lehrt zu gehen,
ist immer nur ein kleines Stück voraus zu sehen,
die nächste Biegung und das nächste Tal,
der nächste Berg, die Wüste -
und wir haben nicht die Wahl,
uns einfach einen anderen Weg zu suchen,
wenn uns der eigene nicht mehr gefällt.
Ob wir die Steine auf dem Wege auch verfluchen,
Gott selber hat sie für uns hingestellt.
Wir möchten immer nur auf weichen, ebenen Wegen gehen
und um uns her nur blühende Narzissenfelder sehen,
die Sonne soll uns warm und liebevoll bescheinen,
das Leben soll zum Lachen sein und nicht zum Weinen.
So ist das immer nur für eine kurze Weile,
da können wir entspannt und fröhlich leben,
dann kommt ein Sturm auf, treibt uns an zur Eile.
Gott hört nicht auf, uns neue Aufgaben zu geben.
Es gilt kein sich Verweigern und Beklagen.
Spuck in die Hände! Zieh die Wanderschuhe an!
Und geh durch jedes Dickicht ruhig und ohne Zagen,
weil man durch alles Schwere doch nur stärker werden kann.
Das Leben hat verschiedene Jahreszeiten,
auch Herbst und Winter wollen uns noch etwas lehren.
Und musst du auch mal Ozeane überqueren,
Berge erklimmen, Wüstenzeiten überstehen,
durch Urwald kriechen und in Finsternissen gehen -
Lass dich vertrauensvoll von Gottes Führung leiten.
2. Bist du traurig?
Bist du müde? Bist du traurig?
Bist du müde und verzagt?
Hör doch mal auf Gottes Stimme,
auf die Worte, die Er sagt:
"Ich bin Anfang, ich bin Ende,
bin die Kraft, die nie versiegt.
Wer an mich glaubt, wählt das Leben,
selbst, wer schon im Grabe liegt."
Bist du einsam? Bist du ängstlich?
Bist du jemand, der laut klagt?
Hör doch mal auf Gottes Stimme
und auf das, was Er dich fragt:
"Warum fühlst du dich verlassen?
Warum glaubst du nicht an mich?
Meine Arme sind weit offen,
und ich warte nur auf dich."
Bist du zornig? Bist du wütend?
Spürst du Hass, der in der nagt?
Hör doch mal auf Gottes Stimme,
Er hat Ja zu dir gesagt:
"Ich bin Vater, ich bin Mutter,
ich bin Ankunft, Heimat, Licht.
Wer an mich glaubt, ist getröstet,
freut sich und verzweifelt nicht."
Bist du tapfer? Bist du mutig?
Bist du Christ und Gottes Kind?
Ja, dann sei ein Friedensstifter
und den Menschen wohlgesinnt.
3. Dreißig
Irgendwann, in meinem 30. Lebensjahr,
habe ich aufgehört zu sagen:
„Ich will dieses und jenes“,
habe mich offen gemacht für das,
was kommen wird,
bin neugierig geworden
auf das Unabänderliche, Schicksalhafte
in meinem Leben
und wundere mich noch Jahre später,
wie befreiend und erleichternd
es ist, zu sagen:
“Dein Wille geschehe an mir“
und voll Vertrauen und Hoffnung
jeden neuen Tag
in Gottes Hände zu legen.
4. Mein neues Gottesverständnis
Seitdem ich Gott sage, denke, fühle,
ist das Leben nicht leichter geworden,
bin ich nicht weniger
enttäuscht, verletzt, entmutigt,
verunsichert und geängstigt,
bin ich nicht frei von Krankheit, Arbeitslosigkeit, Einsamkeit,
Schwachheit und Schwächen,
nicht immer geduldig, verständnisvoll,
friedfertig und mutig.
Aber seitdem ich Gott sage, denke, fühle,
sage ich Ja zum Leben
trotz Enttäuschungen, Verletzungen, Entmutigungen,
Unsicherheiten und Ängsten,
sage ich Ja zu mir
trotz Krankheit, Arbeitslosigkeit, Einsamkeit,
Schwachheit und Schwächen,
werde ich nicht verbittert und resigniere nicht
und versuche es täglich neu
mit der Geduld, dem Verständnis,
der Friedfertigkeit und der Liebe
5. Hinter den Sternen
Heute habe ich
seit vielen Monaten
zum ersten Mal wieder
ehrfurchtsvoll
zum sternenübersäten Himmel
auf schauen können.
Und ich spürte,
dass dort oben
hinter den Sternen
die Antwort steht
auf die Frage
nach dem Weg
und dem Sinn
und dem Ziel.
6. Mein fester Glauben
Ja, Gott,
ich glaube daran,
dass Du große Wunder tust.
Du lässt in der Wüste
den Lebensstrom aufbrechen,
und der mächtige Sturm
wird von Dir zu einem lieblichen säuseln.
Wenn die Nacht schwarz und endlos erscheint,
lässt du am Horizont die Morgenröte aufsteigen.
Dem Verirrten zeigst du im Dickicht
plötzlich den Weg, der heimwärts führt.
Ja, Gott,
ich glaube daran,
dass Du große Wunder tust.
Dem Blinden gibst du
sein Augenlicht wieder
und dem, der lahm ist,
die Kraft zum Springen und Tanzen.
Dem Verzweifelten
schickst du
einen guten Engel,
um ihn vor dem Fallen zu bewahren.
Ja, Gott,
ich glaube daran,
dass Du solche Wunder an mir tust.
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