1. Alles hat seine Zeit
Liebesgedichte schreiben hat seine Zeit
und Leserbriefe schreiben hat seine Zeit,
sich verbergen hat seine Zeit
und Gesicht zeigen hat seine Zeit,
allein sein wollen hat seine Zeit
und Menschen suchen hat seine Zeit,
sitzen hat seine Zeit
und AUFSTEHEN hat seine Zeit,
zu Hause bleiben hat seine Zeit
und losgehen hat seine Zeit,
in Blumengärten gehen hat seine Zeit
und auf FRIEDENS-Demonstrationen gehen hat seine Zeit,
über sich selbst nachdenken hat seine Zeit
und über die Welt nachdenken hat seine Zeit,
die Augen verschließen hat seine Zeit
und die Augen öffnen hat seine Zeit,
ängstlich sein hat seine Zeit
und die Angst überwinden hat seine Zeit,
sich schützen hat seine Zeit
und sich angreifbar machen hat seine Zeit...
2. Alte an Junge
Gerade noch jung und plötzlich schon alt,
gerade mitten im Leben, und jetzt sterben wir bald.
Wer wollen wir sein? Wer sind wir gewesen?
Wir lassen im Buch unseres Lebens euch lesen.
Wir haben im Leben gelacht und geweint
und sind jetzt in Sorge um die Nachwelt vereint.
Wie geht es hier weiter, wenn wir nicht mehr sind?
Ob dann die befürchtete Sintflut beginnt?
Euch droht jetzt Gefahr! Und sie steht schon ganz dicht.
Einen dritten Weltkrieg überlebt ihr nicht!
Wir wollen euch schützen und wissen nicht wie.
Ihr hört auf uns Alte ja kaum oder nie.
Wir wolln nicht nur reisen und Kuchen essen
und darauf warten, dass wir alles vergessen.
Noch sind wir da, noch könnt ihr uns fragen,
noch können wir zuhörn und euch Wichtiges sagen.
3. Frieden kommt dann
Frieden kommt dann, wenn die Menschen ihn wollen,
vielleicht sogar mitten im Kanonengrollen.
Frieden kommt dann, wenn ihn alle erhoffen,
von Krieg und Gewalt sind ja alle betroffen.
Frieden kommt nur, wenn wir Waffen zerbrechen.
Frieden ist mehr als ein vages Versprechen.
Frieden kommt dann, wenn ihn alle ersehnen
und sich gegen Kriegstreiber mutig auflehnen.
Frieden muss kommen, sonst sind wir verloren.
Wir sind nicht als Menschen zu Mördern geboren.
4. An die Politiker in der Welt
Gebt allen jungen Männern Arbeit,
schickt sie nicht in Kriege,
Kriege sind schrecklich,
ganz egal, ob Niederlagen oder Siege.
Lasst alle jungen Männer leben
als Söhne, Brüder, Ehemänner, Väter,
Kriege zerstören junge Männer,
denn sie verrohen früher oder später.
Lasset sie nicht für euer Unvermögen büßen
und nicht für euch zugrunde gehn.
Wenn ihr die Kriege nicht verhindert,
dann sollt ihr selbst im Kriegsgetümmel stehn.
Ihr alten Leute, warum schützt ihr nicht das Leben?
Seid ihr korrupt und feige, kraftlos, blind?
Die Menschen wollen keine Kriege,
weil Kriege nur Verderben sind.
Die Menschen wollen eine Zukunft haben
und miteinander glücklich sein.
Sie wollen, so wie Abel, friedlich leben
und nicht zum Mörder werden, wie einst Kain.
5. Der Wind weht kalt (Flucht 1945)
Der Wind weht kalt. Der Wind weht hart.
Die Welt ist weiß, liegt wie erstarrt.
Wir müssen gehn, man schickt uns los.
Wir fürchten uns. Die Not ist groß.
Wir packen schnell. Wir gehen stumm.
Schaun nur nach vorn. Drehn uns nicht um.
Der Weg ist weit. Das Ziel liegt fern.
Wir wolln zurück, wir fliehn nicht gern.
Krieg ist Gewalt. Krieg bringt den Tod.
Der Schnee war weiß. Der Schnee wird rot.
Der Wind weht hart. Der Wind weht kalt.
Wir leben noch. Jetzt sind wir alt.
Wir mahnen euch: Zeigt heute Mut!
Wehret dem Krieg! Seid auf der Hut
6. Deutsche Panzer
Wenn die deutschen Panzer fahren
wie vor über 70 Jahren,
wenn sie Tod und Elend bringen
und zur Flucht die Menschen zwingen,
wenn sie Werkzeug sind zum Töten
und für Kriege Anlass böten,
wenn die blind sind, die sie bauen
und nicht auf die Folgen schauen,
wenn die Waffenhändler lachen,
weil sie so Profite machen,
wenn von Deutschland Kriegsgerät
jetzt in andere Länder geht,
wenn jetzt niemand laut schreit: "Nein!",
dann will ich nicht mehr Deutsche sein.
7. Diese Zeit
Dies ist keine Zeit für empfindliche Menschen,
für Dichter und Träumer und Märchenerzähler.
Leben gilt wenig. Sterben ist das kalte Zeichen der Zeit.
Während allerorts die Bäume an Abgasen eingehen
und die Menschen aus Mangel an Zärtlichkeit krank werden,
während Kinder mit hoffnungslosen Augen
sich zwischen Asphalt, Beton und Blech
Hütten aus Einsamkeit bauen,
während die Sterne am Himmel hinter Smogwolken verblassen,
verhandeln Politiker ohne Nerven und ohne Träume
über den Zeitpunkt des Großen Exitus.
8. Düstere Zeiten
Wir leben in wahrlich düsteren Zeiten,
wo Völker mit Waffen über Rohstoffe streiten,
wo wir jeden Tag in den Nachrichten hören,
dass Menschen das Leben von anderen zerstören.
Wir leben in sehr bedrohlichen Zeiten,
das kann heute niemand mehr sorglos bestreiten,
dem Technik-Wahn sind wir hilflos erleben,
und kaum jemand wehrt sich ernsthaft dagegen.
Wir leben in wirklich traurigen Zeiten,
wo uns alle Sicherheiten entgleiten.
Wir wissen nicht, wer wir sind, wer wir waren
und ängstigen uns vor so vielen Gefahren.
Wir leben in ganz verwirrenden Zeiten,
wo wir uns die Hölle auf Erden bereiten.
Statt miteinander in Frieden zu leben,
sind viele Nationen von Feinden umgeben.
Seid friedlich und gut, zeigt Stärke und Mut!
Be peacefull and kind. Have a courageous mind!
9. Es ist an der Zeit
Es ist an der Zeit, für den Frieden zu singen,
ganz laut und vernehmlich solln die Lieder jetzt klingen.
Es ist an der Zeit, für den Frieden zu beten,
nicht länger zu warten und beiseite zu treten.
Es ist an der Zeit! Lasst euch ruhig erschrecken!
Vor Raketenbeschuss kann sich niemand verstecken.
Es ist an der Zeit, Frieden sich zu erträumen
als ein Wunschparadies zwischen blühenden Bäumen.
Es ist an der Zeit, über Frieden zu sprechen
und die Macht des Bösen in der Welt zu zerbrechen.
Es ist an der Zeit, klare Worte zu wagen
und Kriegsgewalt nicht mehr zu ertragen.
Es ist an der Zeit, an die Kinder zu denken
und ihnen eine friedliche Zukunft zu schenken.
Es ist an der Zeit, unsere Angst mitzuteilen,
sich nicht zu verletzen, sondern trösten und heilen.
Es ist an der Zeit! Lasst den Mut euch nicht nehmen!
Wer heute schweigt, wird sich später mal schämen.
Es ist an der Zeit! Wir sind schon ganz viele.
Wir wolln keine Bomben, sondern Arbeit und Spiele.
Es ist an der Zeit! Lasset sie nicht verstreichen.
Für die Zukunft der Menschen stelln wir heute die Weichen.
10. Mein größter Wunsch
Das Böse soll sich verwandeln, der Teufel wieder Engel sein,
und weich wie weicheste Watte sei der wütend geworfene Stein.
Die Hölle soll es nicht geben, kein Mensch wird lebendig verbrannt,
wer Waffen hat, legt sie von selber und freiwillig aus seiner Hand.
Kein Mensch soll den anderen quälen und lachen, wenn einer schreit.
Es gäb keine eiskalten Mörder, die Schuld sind an anderer Leid.
Wenn keiner mehr Angst hat vorm anderen, ist niemand verzweifelt, allein,
dann wird das Leben mit Menschen paradiesisch und hoffnungsvoll sein.
11. Schönes machen
Schöne Dinge zu gestalten, keine Waffen mehr zu halten,
kochen, backen, nähen, sticken, malen, basteln, Strümpfe stricken,
singen, tanzen, Bücher schreiben, Kühe auf die Almen treiben,
wandern, klettern, Spiele spielen, einer sein unter ganz vielen,
Sterne gucken, Lampions tragen. Seht, jetzt fängt es an zu tagen,
jetzt geht uns die Sonne auf, scheint auf unser Leben drauf,
lässt uns flüstern, rufen, lachen und die Welt zum Tempel machen.
Jeder ist nun eingeladen. Niemand kommt jetzt mehr zu Schaden.
Keiner tötet, alle pflegen, niemand quält mehr.
Welch ein Segen!
12. Selig sind die Friedensstifter
(Deutscher Deserteur im Zweiten Weltkrieg)
Von der Truppe weggegangen, voller Angst und voller Bangen,
von Kommandos und von Drill, weil er so nicht leben will.
Hat die Waffe weggeben, spürt ein Zittern und ein Beben,
will nicht Unrecht tun an Andern, lieber fern der Heimat wandern.
Weg von Hass und Untergang, weg von Mord und Kriegsgesang,
will, verfolgt und ganz allein, in Zivil ein Mitmensch sein.
Atmen, fühlen, Hoffnung haben, keine Toten mehr begraben,
nicht dem Teufel untertan, nicht ein Helfer für den Wahn.
Endlich Mensch sein und genesen! Ach, es wär so schön gewesen,
wenn ein jeder, so wie er, einfach fortgegangen wär.
Alle Bomben und Granaten und zum Gräberbau die Spaten,
auch Gewehre und Pistolen soll der Teufel alle holen!
Gottes Schöpfung zu verwalten, Menschen lebend zu erhalten,
das ist unsere Christenpflicht. Mord und Totschlag duldet nicht!
13. Syrien Krieg
Ein Volk geht zugrunde vor unseren Augen,
weil mehrere Herrscher nur als Scharfrichter taugen.
Ein Land wird zerstört, und wir schauen zu,
aus sicherem Abstand, das bin ich, das bist du.
Schuld sind die Herrscher, die Morde befehlen,
und die jungen Männer, auf welche sie zählen.
Opfer sind Frauen und sehr alte Leute,
und Kinder wollen leben und sterben noch heute.
Schuldig sind wir, wenn wir dazu schweigen
und weder Protest noch Mitgefühl zeigen.
Krieg und Gewalt darf es nicht geben!
Wir müssen uns wehren, solange wir leben!
14. In der Welt ist es oft dunkel
In der Welt ist es oft dunkel,
in der Welt ist auch viel Licht,
manchmal bin ich voller Ängste,
manchmal fürchte ich mich nicht.
Es gibt viele böse Menschen,
aber gute gibt es auch,
ich erleide oftmals Mangel,
dann bekomm ich, was ich brauch.
Eine Welt voll Glück und Liebe
sind mein Wunsch und mein Begehr.
Doch wo nehme ich die Hoffnung
und den Mut zum Träumen her?
Ich brauch Freunde und zwar viele,
dass das Leben mir gelingt,
weil aus unser aller Kehlen
dann ein Friedenslied erklingt.
15. Vater, wo bist du gewesen? (Zweiter Weltkrieg)
Vater, wo bist du gewesen?
Wo hast du gekämpft und gesiegt?
Für was hast du deine Medaillen
und deine Orden gekriegt?
Vater, was hast du gesehen,
und was hast du selber getan?
Warst du ein williger Helfer
für den Krieg und den Heldenwahn?
Vater, was hast du gelitten
an Angst und an Hunger und Not?
Vater, wie nah warst du immer
an Verzweiflung und Schmerzen und Tod?
Vater, wie alt war dein Gegner?
War er jung und voll Leben wie du?
Warum kannst du nachts nicht mehr schlafen
und findest nicht Frieden noch Ruh.
Vater, hast du verstanden?
Der Krieg brachte Unheil und Leid.
Vater, sag, bist du heute
zu Reue und Umkehr bereit?
16. Willst du kämpfen?
Willst du gegen Freunde kämpfen,
schießt du deinen Bruder tot?
Bringst du Kummer über Menschen
und Verderben, Hunger, Not?
Willst du dich nur wichtig machen,
oder glaubst du an den Krieg?
Weißt du nicht, es gibt Verluste,
aber niemals einen Sieg.
Kann es sein, du willst nicht leben,
kann es sein, dein Hass ist groß?
Doch du hast nur dieses Leben,
wenn du stirbst, lässt du es los.
Hast du keine anderen Ziele,
als in Uniform zu gehn?
Willst du um dich her nur Männer
mit Gewehren schießen sehn?
Gibt es nichts, was dich begeistert,
wozu sich das Leben lohnt,
keine Liebe, keine Hoffnung,
die in deinem Herzen wohnt?
Such dir Freunde, die dich halten,
wenn dein Hass dich schier zerreißt,
denn dann lernst du von den anderen,
was ein Mensch zu sein es heißt.
17. Wir kamen von Osten (Flucht 1945)
Wir kamen von Osten gezogen
in endlosen Trecks über Land
und ließen unzählige Tote,
erfroren am Wegesrand.
Wir mussten die Heimat verlassen,
wir flohen vor Hass und Gewalt,
der Krieg hat uns alles genommen,
und nun sind wir müde und alt.
Wir flohen mit Pferd und mit Wagen,
wir flohen per Schiff und per Bahn
und glaubten, wir würden schon morgen
nach Hause zurück wieder fahrn.
Wir kamen von Osten nach Westen,
man hat in uns Bettler gesehn,
es ist für uns schwierig gewesen,
in Würde und aufrecht zu stehn.
Wir sind sehr bescheiden gewesen
und haben uns gut integriert,
man hat uns nicht angesehen,
wie sehr unsere Seele hier friert.
Wir haben so vieles verloren,
die Häuser, das Vieh und das Land,
die Wälder, die Seen und die Störche,
die Elche, den Ostseestrand.
Gott hat uns das Leben gerettet,
der Krieg ist jetzt lange schon aus,
nie wieder Führern zu trauen,
das lernten wir bitter daraus.
Wir sind in der Fremde geblieben,
es gab keinen Weg mehr zurück,
nach Königsberg, Elbing und Danzig,
nach Posen, Stettin und nach Lyck.
Der Jahre sind viele vergangen,
die Heimat gehört uns nicht mehr,
wir sind Versöhnte geworden,
doch der Kummer wiegt immer noch schwer.
Die Heimat trägt man im Herzen,
sie ist uns so lieb und vertraut,
ist nicht nur ein Land, wo man Häuser
aus Steinen und Dachziegeln baut.
Heimat ist Liebe und Freundschaft,
Heimat ist hier und ist dort,
Heimat im Westen und Osten
bleibt ein ewiger Sehnsuchtsort.
18. Zu wenig Liebe
Zu wenig Liebe und zu viel Gewalt,
überall Kriege und niemand sagt: "Halt!".
Zu wenig Hoffnung, zu wenig Vertrauen,
so dass wir voll Angst in die Zukunft schauen.
Zu wenig Mut und zu viel Apathie,
wir wollen das ändern und wissen nicht wie.
Viel zu viel Dunkel und zu wenig Licht
und groß die Gefahr, dass die Welt uns zerbricht.
So, wie es ist, so kann es nicht bleiben!
Lasset uns endlich das Böse vertreiben!
Tut euch zusammen, in Liebe vereint,
seid Freunde, Geschwister und niemandes Feind!
Lasst euch nicht belügen, steht auf und sagt "Nein!"
Wir halten zusammen, wir sind nicht allein.
19. Alle Menschen wollen leben
Alle Menschen wollen leben, wollen frei und glücklich sein,
wollen sich verbunden fühlen, fröhlich sein und nicht allein.
Alle Menschen wollen essen, Brot, Gemüse, Obst und Reis,
wollen lernen, brauchen Arbeit, zeigen Einsatz, Mut und Fleiß.
Alle Menschen wollen wohnen unter einem festen Dach,
wer in einem Bett kann schlafen, wird am Morgen gerne wach.
Alle Menschen brauchen Liebe, brauchen Achtung und Respekt,
Liebe ist ein Götterfunken, der in jedem Menschen steckt.
Alle Menschen brauchen Frieden, niemand will ein Mörder sein,
Menschen sollen Kerker öffnen und Unschuldige befrein.
Gott hat uns die Welt gegeben, nur zu Lehen und zum Preis,
dass wir pfleglich sie behandeln. Krieg ist dafür kein Beweis.
Krieg ist Folter, Mord, Vernichtung, Krieg zerstört der Menschen Glück,
Krieg macht Hoffnungen zunichte und zerbricht sie, Stück für Stück.
Noch ist eine Umkehr möglich, noch sind wir in Gottes Hand.
Wenn wir Friedenslieder singen, wird die Kriegsgefahr gebannt.
20. Deutscher Deserteur im zweiten Weltkrieg
Ich merke, ich kann so nicht leben,
ich spüre, die Kraft ist dahin,
was immer sie tun, was sie sagen,
es macht für mich keinen Sinn.
Das Leben will nicht mehr gelingen,
ich kenne mich selber nicht mehr,
denn wie Bleigewichte am Stiefel
machen Zweifel das Gehen mir schwer.
Ich will nicht mehr weiterleben
als Soldat, der gehorcht und marschiert
und manchmal nur, heimlich und leise,
den Schritt aus der Kolonne probiert.
Ich möchte gern alles verlassen,
den Schmutz und das Blut und den Schweiß,
und die Waffen niederlegen,
weil ich endlich die Wahrheit weiß.
Ich dachte, ich kämpfe für Frieden,
für Volk und für Vaterland,
jetzt habe ich endlich die Lüge
hinter all den Befehlen erkannt.
Wir sind nur Kanonenfutter
und haben doch gar keinen Wert,
so ging es schon allen Soldaten,
die gekämpft mit Pistole und Schwert.
Warum soll ich jemanden töten?
Er könnte mein Bruder sein.
Ich möchte "Hör auf, lass das Töten!"
zum andren hinüberschrein.
Er fühlt so wie ich dieses Beben,
er fürchtet genauso den Tod,
er möchte es gern noch erleben,
das Abend- und das Morgenrot.
Ach, lasst uns das Töten vergessen,
ach, lasst uns nach Haus wieder gehn!
Wir möchten doch gerne die Menschen,
die wir lieben, noch einmal sehn.
Ich weiß, sie werden mich fangen
und "Verräter" und "Feigling" schrein,
doch ich will nicht mehr auf der Seite
von Mördern und Totschlägern sein.
Ich lasse mich lieber erschießen
als weiter vorwärts zu gehn,
denn ich habe unsagbare Gräuel
mit eigenen Augen gesehn.
Und töten sie mich, dann, versprochen,
sag ich ihnen ins Angesicht:
"Ihr tötet nur meinen Körper,
meine Seele tötet ihr nicht!"
21. Wo immer ihr seid (Für politische Gefangene)
Ihr seid eingesperrt hinter schalldichten Mauern
und wisst nicht, wie lange mag das noch dauern.
Ihr sitzt eingepfercht in den dreckigen Zellen
und hört aus Verhörzellen Schmerzschreie gellen.
Ihr wurdet verhaftet, man brachte euch fort,
und sie brüllen und toben und drohen mit Mord.
Ihr werdet verhört und gequält und geschlagen
und sollt all die Namen von Mitwissern sagen.
Sie wollen mit Macht euren Willen zerbrechen,
für sie ist schon Opposition ein Verbrechen.
Das sind keine Menschen, die euch jetzt verhören,
sie mussten dem Teufel die Mitarbeit schwören.
Ihr seid nicht vergessen, ihr seid nicht allein,
bald werdet ihr draußen und in Sicherheit sein.
Bleibt mutig und tapfer, denn wir können versprechen,
auch die härtesten Mauern werden einmal zerbrechen.
Wo immer ihr seid und was euch geschieht,
verliert nicht den Mut, singt leis euer Lied!
22. Das Kind in der Krippe
Das Kind in der Krippe ist ein ausländisches Kind,
und über dem Stall weht ein großdeutscher Wind.
Die Hirten kommen mit Messern und Steinen,
sie hören das Kind in der Krippe weinen,
doch sie kennen keine Ehrfurcht und kein Erbarmen,
und der Himmel weint über dem Kindlein, dem armen.
Sie haben die Krippe kaputtgeschlagen
und gelacht über Marias bittere Klagen.
Sie haben gewütet wie Henkersknechte
und fühlten sich dabei in deutschem Rechte.
Erst als der Stall in Flammen stand,
da haben die Hirten die Wahrheit erkannt.
Und sie müssen nun fliehen, geächtet, bei Nacht,
denn sie haben ja Christus im Stall umgebracht.
Aber du und ich, wir standen daneben,
wir hätten es retten können, sein Leben.
Wir waren zu träge, zu feige, zu blind,
wir beschützten es nicht, das ausländische Kind.
Nun wird es kein himmlisches Leuchten mehr geben
in deinem und meinen nachtdunklen Leben.
23. Pastoren auf die Straßen (Ukraine Krieg)
In Zeiten wie diesen, wo Gewalttäter lachen
und das Leben für Menschen zur Hölle machen,
da brauchen wir tapfere Gottesleute
damit jeder Böse seine Taten bereute.
Wir brauchen Menschen ohne Furcht, ohne Tadel,
aufrecht und mutig und von innerem Adel:
Pastoren und Pfarrer, die sich jetzt erheben
und den Mördern ein Beispiel der Bergpredigt geben.
Mönche und Pater in verschiedenen Ländern,
in Kutten, Talaren und Messgewändern
stünden wie Engel auf Demonstrationen,
dann würden Soldaten Demonstranten verschonen,
sie würden sich hinknien, die Waffen weglegen
und zurück sich in ihre Kasernen bewegen,
würden weinen, bereuen und furchtbar sich schämen
und nie mehr im Leben Gefangene nehmen.
Wenn auf allen Straßen Pastoren jetzt stehen,
die in ihren Kirchen ja Unrecht nie sehen,
wenn inmitten des Bösen sie singen und beten
und mutig vor Polizisten und Soldaten hin treten,
dann wär das ein Zeichen, das die Herrscher verstehen,
denn auch sie wollen einst in den Himmel eingehen.
Ich stelle mir gern vor, wie tröstlich es wäre:
Pastoren und Pfarrer wie christliche Heere,
die den Herrschern jetzt deutlich die Meinung sagen
und verletzte Menschen in die Kirchen rein tragen,
die Gebete sprechen und die Menschen segnen,
die Guten und Bösen, die ihnen begegnen.
Ich wünsch mir Pastoren auf staubigen Straßen,
gut sichtbar für alle, die Gott längst vergaßen,
und ich wünsch mir von all diesen Gottesleuten,
sie sollen im Kriegsgebiet Kirchglocken läuten.
Und Gott wäre bei uns und freute sich sehr,
denn es gäb in der Welt nicht Gewalttäter mehr.
24. An einen deutschen Pastor
Wir können die Ermordeten
in der Ukraine
nicht fragen,
wie sie gestorben sind -
getröstet in Gottes Liebe
oder verlassen
in tiefster Verzweiflung.
Wir waren nicht da,
als sie schrien.
Wir leben
unser kleines Leben
in Sicherheit.
Wir haben keine Zeit,
wir haben keine Schuld,
wir sind anderweitig beschäftigt.
Gott wird es schon richten!