Ute Latendorf - Dichterin, Schriftstellerin und Fotografin
Ute Latendorf - Dichterin, Schriftstellerin und Fotografin
uxtehuder Ostmo (c) Ute Latendorf: Internationale Gartenschau 2013 in Hamburg - Wilhelmsburg

1. Danken

Ich will jeden Morgen und jeden Abend Gott  danken:

Danke, dass ich ein Dach über meinem Kopf habe.

Danke, dass ich in einem Bett schlafen darf.

Danke, dass ich genug zu essen und zu trinken habe.

Danke, dass in meinem Land kein Krieg herrscht.

Danke, dass ich in einer Demokratie leben darf.

 

2. Das Alter
Ich will akzeptieren, dass ich alt bin.

Ich will akzeptieren, dass ich nie wieder

jung sein werde.

Ich will akzeptieren, dass ich den Rest meines Lebens mit körperlichen Gebrechen, Einschränkungen und Schmerzen leben muss.

Ich will akzeptieren, dass mir das Leben

zunehmend schwerer fällt.

Ich will akzeptieren, dass ich Grund

zur Trauer habe.

Ich will Trauer nicht mit Depression verwechseln.

 

3. Der Tod

Ich will den Tod in mein Leben einladen.

Ich weiß, dass ich sterblich bin.

Ich weiß, dass mir nicht mehr sehr viel Zeit zum Leben bleibt.

Ich weiß, dass ich den Zeitpunkt meines Todes

nicht kenne.

Ich bete um einen gnädigen Tod.

 

4. Aufräumen

Ich will in meinem Hauhalt aufräumen.

Ich will für Ordnung sorgen.

Ich frage bei allem, was ich besitze, ob ich es wirklich brauche.

Was ich brauche, hebe ich auf.

Was ich nicht brauche, gebe ich weg.

Ich räume ein Zimmer nach dem anderen auf.

Ich schaffe Raum zum Atmen.

 

5. Erinnerungen

Ich habe gute und schlechte Erinnerungen.

Die guten Erinnerungen will ich bewahren.

Sie beflügeln mich in meinem Leben.

Die schlechten Erinnerungen will ich loslassen.

Sie sind wie Bleigewichte an meinen Füßen.

 

6. Mein Leben verstehen

Ich will mein eigenes Leben verstehen.

Welchen Weg bin ich gegangen?

Welche Menschen waren mir wichtig?

Was war meine Berufung?

Wo stehe ich heute?

Wo will ich noch hin?

 

7. Gelingen und Misslingen

Ich will mein bisheriges Leben anschauen.

Was ist mir gelungen in meinem Leben?

Worauf bin ich stolz?

Was würde ich wieder genauso machen?

Was ist mir nicht gelungen in meinem Leben?

Welche Fehlschläge und Misserfolge

hat es für mich gegeben?

Was ist mir im Rückblick peinlich?

 

8. Versöhnung

Ich will mich versöhnen:

mit Gott,

mit meinem Leben,

mit mir selbst,

mit den Menschen aus meinem Leben.

Ich will niemandem mehr Vorwürfe machen.

Ich will mich einverstanden zeigen

mit allem, was war.

 

9. Ja sagen

Ich will Ja sagen zu mir selbst.

Zu meinen Stärken und Schwächen.

Zu meinen Erfolgen und Misserfolgen.

Zu meinen Träumen und Hoffnungen.

Zu meinen Ängsten und zu meiner Traurigkeit.

 

10. Tun, was ich kann

Ich will tun, was ich tun kann.

Ich will versuchen, gut zu sein in dem, was ich tue.

Ich will nicht versuchen, perfekt zu sein.

Ich will nicht das tun, was ich nicht kann.

Was ich nicht tun kann, will ich denen überlassen, die es besser können.  

Ich will nicht neidisch sein auf die,

die etwas besser können als ich.

Ich will ihnen dafür dankbar sein.

 

11. Aufgaben

Ich will meine täglichen Aufgaben erfüllen.

Ich will nicht die Aufgaben von Anderen übernehmen.

Ich will herausfinden, wo ich nützlich sein kann.

Ich will meine Aufgaben freiwillig übernehmen.

Ich will mich zu nichts zwingen lassen.

 

12. Verantwortung

Ich will verantwortlich handeln.

Ich will niemandem Schaden zufügen.

Ich will nicht, dass andere mir Schaden zufügen.

Ich will mich nicht unterfordern.

Ich will mich nicht überfordern.

Ich will keine schweren Lasten mehr tragen.

Ich will Verantwortung abgeben an Jüngere.

 

13. Unterstützung

Ich weiß, dass ich Unterstützung brauche.

Von meinem Partner, von meinen Kindern,

von Freunden.

Ich will andere Menschen

nach meinen Kräften unterstützen.

Jeder Mensch soll geben, was er hat.

Jeder Mensch hat etwas zu geben.

Ich wünsche mir ein gegenseitiges

Geben und Nehmen in der Welt.

Dann ist genügend für alle da.

 

14. Gerechtigkeit

Ich will mich immer für Gerechtigkeit einsetzen.

Ich will meine Stimme gegen jede Form

von Gewalt erheben.

Ich will unbequem bleiben.

Ich will mich nicht mundtot machen lassen.

Ich will von Frieden sprechen.

 

15. Einfühlung

Ich will einfühlsam bleiben.

Ich will anderen MenschenVerständnis entgegenbringen.

Ich will ihnen mein Mitgefühl zeigen.

Ich will sie wertschätzen.

Ich kann ihnen ihre Lasten nicht abnehmen.

Ich kann ihr Schicksal nicht ändern.

Aber ich kann trösten.

 

16. Selbstschutz

Ich will gut für mich selbst sorgen.

Ich möchte ein gutes Leben haben.

Ich will mich mit optimistischen Menschen umgeben.

Ich will mich von Menschen fernhalten,

die mir nicht gut tun.

Ich will keine Horrormeldungen in mich aufnehmen.

Ich will nicht täglich die Tagesschau sehen.

Ich will nicht täglich die Zeitung lesen.

Ich will den klugen Menschen in Politik,

Wirtschaft und Wissenschaft zutrauen,

dass sie die Weltprobleme

ohne meine Hilfe zu lösen.

Ich bin nicht klug genug.

 

17. Meine Zukunft

Die Zukunft, die ich noch vor mir habe,

ist knapp bemessen.

Vielleicht fünf, vielleicht zehn, vielleicht 20 Jahre.

Mein Leben war in Kindheit und Jugend belastet.

Jetzt darf es mir gutgehen.

Was macht mir Freude?

Was möchte ich noch sehen und erleben?

Für was reichen meine Kraft

und mein Mut noch aus?

Ich will offen sein für neue Herausforderungen.

Ich will Neues ausprobieren.

Ich will die kleinen Glücksmomente

im Alltag wertschätzen.

 

ICH WILL DANKBAR SEIN.